Privatschulen

Die deutschen Privatschulen in Namibia

Juli 2011
Eine der zentralen Aufgaben, die sich das Hilfskomitee Südliches Afrika gestellt hat, ist die direkte und praktische Unterstützung der deutschen Privatschulen in Namibia, dem früheren Deutsch-Südwestafrika. Seit der Unabhängigkeit Namibias ist der muttersprachliche Unterricht in den Schulen bis zur 4. Klasse ein gesetzlich verbrieftes Recht. Er gilt für alle Volksgruppen, also für die afrikaans sprechenden Buren genauso wie für die schwarzen Volksgruppen der Hereros, Owambos usw. und für die deutschen Kinder. Die namibische Erziehungsbehörde hatte dieses Recht 1996 aber unterhöhlt, indem sie für die deutschen Abteilungen an den Regierungsschulen eine Klassenstärke von 25 bis 35 Schülern festlegte. Diese Klassenstärke konnte die deutsche Volksgruppe nirgends vorweisen. Somit hatten diese Abteilungen plötzlich keine Existenzgrundlage mehr.

Daher war es in den Jahren 1996/97 notwendig, Privatschulen zu gründen, um den deutschen Kindern muttersprachlichen Unterricht von der 1. bis zur 7. Klasse zu gewährleisten. Hier ist Deutsch bis zur 4. Klasse die Unterrichtssprache in allen Fächern, später wird in naturwissenschaftlichen Fächern durchaus auch in Englisch unterrichtet, um den Übergang ab Klasse 7 in die staatlichen Schulen, in denen nur noch in Englisch unterrichtet wird, zu erleichtern. Für die Eltern bedeutet dies eine erhebliche finanzielle Belastung. Man muß die Räumlichkeiten anmieten, Lehr- und Lernmaterial kaufen und die Lehrkräfte bezahlen. Man braucht also Sponsoren, sprich Spender aus Deutschland, die das unterstützen, zumal von der Bundesregierung keine Hilfe kommt. Nur sogenannte „Begegnungsschulen“ erhalten aus Berlin einen Zuschuß.

Insgesamt fünf solcher Privatschulen sind in Namibia gegründet worden. Vertreter des Hilfskomitees haben alle Schulen zuletzt im Oktober/November 2010 und in Juni 2011 besucht. In den Schulenblickt man verhalten optimistisch in die Zukunft. Sie alle bestehen derzeit auf zahlenmäßig etwas niedrigerem Niveau als in den Jahren davor. Auch die Generation der Deutschen dort, die jetzt ihre Kinder in die Schule schicken, ist zurückhaltender in der Familienplanung. Da spielt einmal die offene Zukunftsfrage für die deutsche Volksgruppe eine Rolle, aber auch die Kostenfrage. Z.B. kostet ein Schüler in der Schule und im Schülerheim im Durchschnitt 2.600 bis 3.000 Namibia-Dollar –umgerechnet bis zu € 300 monatlich. Hier ein Kurzüberblick aus den letzten Jahren.

Die Deutsche Privatschule Omaruru konnte 42 Schüler am Jahresanfang 2008 begrüßen, darunter fünfAbc-Schützen. Man verfügt auf dem Schul- und Schülerheimgelände auch über einen deutschen Kindergarten und pflegt diesen Nachwuchs für die Schule liebevoll. Im Schülerheim, das 2007 vollständig renoviert worden ist, sind 21 Kinder untergebracht. Die deutsche Volksgruppe in und um Omaruru hat einen guten Zusammenhalt, das sieht man immer wieder auf den vielen Veranstaltungen. 2010 haben wir uns von unserem Patenkind Janka verabschiedet, die nach der 7. Klasse auf die Namib High School in Swakopmund gewechselt ist. Jankas Eltern haben sich noch einmal sehr herzlich für die Unterstützung ihrer Kinder durch das Hilfskomitee Südliches Afrika bedankt. Wir haben inzwischen zwei neue Patenkinder einer Familie aus dem kargen Erongo-Gebiet, die unsere Hilfe dankbar annehmen

Die Privatschule Otjiwarongo begann das Jahr 2008 mit 60 Schülern in den Klassen 1 bis 7. Man konnte 11 Abc-Schützen begrüßen. Eine solche Schülerzahl benötigt natürlich auch ein größeres Lehrerkollegium. Es unterrichten zur Zeit neun Lehrerinnen. Herausragendes Ereignis ist das jährlich aufgeführte „Mini-Mosaik“, kleine Theaterstücke auf die jeweiligen Altersgruppen zugeschnitten.2010 waren es einige Schüler weniger. Hier haben wir am Oktoberfest der deutschen Volksgruppe teilgenommen. Es war fast wie in München: mit Blasmusik, Dirndlkleidern und Maßstemmen. Es war ein schönes Gefühl, in dieser Gemeinschaft so gut aufgenommenworden zu sein.

Der Deutsche Schulverein Otavi unterhält die kleinste Deutsche Privatschule, in der 19 Schüler von der 1. bis zur 6. Klasse unterrichtet werden. 2008 wurden zwei junge Lehrerinnen aus Deutschland eingestellt. Man fördert besonders die musischen Fächer und den Sport. In Otavi hofft man immer noch auf den Zuzug deutscher Ingenieure mit ihren Familien für die gerade (2010) fertiggestellte deutsche Zementfabrik. Es tut sich etwas, wenngleich die GemeindeverwaltungOtavi es bisher versäumt hat, für entsprechenden Wohnraum zu sorgen. Einen neuen Schüler konnte man schon verzeichnen.

Die Deutsche Privatschule Grootfontein begann das Schuljahr 2008 mit 25 Kindern in den Klassen 1 bis 7. In dieser Stadt gibt es eine relativ kleine deutsche Gemeinschaft. Ein notweniges neues Schulgebäude wurde 1998 seiner Bestimmung übergeben. Auf dem gegenüberliegenden Straßengelände befindet sich das gut eingerichtete Schülerheim mit Werkstatt und Computer-Räumen, in dem sich auch die Schüler in ihrer Freizeit aufhalten, die regelmäßig am Abend abgeholt werden können.

In Swakopmund gibt es die Meerdorfer Musikschule, die von der Musikpädagogin Dörte Witte gegründet wurde und 2011 ihr 20jähriges Bestehen feiern kann. Dort werden jährlich um die 100 Schüler unterrichtet, auch Erwachsene. 2010 hatte man gerade mit großem Erfolg wieder ein Theaterstück aufgeführt: „Mary Poppins“, natürlich auf deutsch. Es ist, wie die „Allgemeine Zeitung“ dazu schreibt, mit Dankbarkeit anzuerkennen, daß die Meerdorfer Musikschule immer wieder mit Theaterspiel und Musik die deutsche Sprache und Kultur fördert und pflegt.

Um die Finanzierung zu sichern, haben sich die Träger der Privatschulen einiges einfallen lassen:

das Rinderprojekt: Gespendete oder günstig eingekaufte junge Rinder weiden unentgeltlichbis zur Schlachtreife auf Farmen. Der Erlös geht an die Schulvereine.
Basare
Veranstaltungen
mit Auktionen zugunsten der Schulvereine
Losverkäufe (angeboten auf Messen in Deutschland und Österreich und im Internet)mit von Farmern gespendeten ansehnlichen Preisen (u.a. Jagdaufenthalte), die sich inzwischengroßer Beliebtheit erfreuen

Ganz wichtig für unseren Hilfsverein ist der persönliche Kontakt zu allen Schulen. Die Spenden unserer treuen Gönner werden uns zur persönlichen Übergabe anvertraut. Sie gehen ohne jeden Abzug direkt an die Schulen und nicht anonym auf ein Schulvereinskonto. Wir erfahren so vor Ort über Sorgen und Nöte, aber auch über die Freude der Schüler, gerade ihre Schule besuchen zu dürfen. Wir haben an vielen Schulveranstaltungen teilgenommen, haben fröhliche, kreative Kinder gesehen, höflich, diszipliniert, aber auch ausgelassen!

Wir sind immer wieder erstaunt über den Zusammenhalt zwischen Lehrern, Eltern und Schülern. Ein Beispiel dafür: die Umquartierung aller Schüler aus dem Schülerheim in Omaruru in das Privathaus einer Lehrerin während umfangreicher Renovierungsarbeiten. Alle Eltern, alle Schüler, alle Lehrer haben das gemeinsam gepackt! So werden aus Kostengründen z.B. auch Kleinreparaturen von den Eltern ausgeführt.

Der Terminkalender mit den Schulaktivitäten ist überall reich bestückt über das Schuljahr: gemeinsame Wochenenden auf Farmen, Sportfeste und Fußballturniere aller Privatschulen, Schlachte- und Oktoberfeste, Theateraufführungen, Floh- und Weihnachtsmärkte! Eltern, Lehrer und Schüler sind also ständig gemeinsam beschäftigt.

Nachzutragen ist noch, daß allen Schülern derDeutschen Privatschulen der Übergang nach der 7. Klasse in die Regierungsschule leistungsmäßig leicht fällt, der Wechsel allerdings von den kleinen, überschaubaren Klassen mit persönlicher Bindung in die „rauhereWelt“ der Staatsschulen fällt den meisten Schülern etwas schwer! Aber das bestätigt doch nur die Qualität der Deutschen Privatschulen, deren Förderung uns am Herzen liegt und liegen muß, um im fernen Afrika die deutsche Sprache und Kultur zu pflegen und zu erhalten.

Spenden sind ausdrücklich erwünscht:

Sparkasse Coburg-Lichtenfels,
Konto Nr. 40 115 420
BLZ 783 500 00

 


 

Impressum