Cholera und Hungersnot in Simbabwe

Kommunisten und Kapitalisten im einstigen Rhodesien
 

Auf Staatsempfängen ist Robert Mugabe, der kommunistische Diktator Simbabwes, nach wie vor gern gesehener Gast. In Europa versteht sich, nicht etwa in der Volksrepublik Korea. Seine Gattin nimmt diese willkommenen Auslandsreisen auf Staatskosten gern wahr, um sich in den Boutiquen von Rom und Paris mit dem Allernötigsten einzudecken. Schuhe, Kleider, Parfum. So sieht das in der veröffentlichten Meinung vermittelte Bild erfolgreicher Politiker aus, vor allem wenn sie aus der vermeintlich »Freiheitsbewegung« kommen.

Als vor einigen Jahren Mugabes kommunistische Schergen anfingen, die weißen Farmer zu enteignen und sie unter brutalster Anwendung von Gewalt von ihren Höfen zu vertreiben, um selbige unter »verdienten Kriegsveteranen« zu verschachern, gefiel sich die freie Presse des ebenso freien Westens darin, diese unfaßbaren Menschenrechtsverletzungen mit ebenso unfaßbarer Arglosigkeit weitgehend zu ignorieren. Die Mehrheit der bis dahin noch 4.500 Farmer ist inzwischen mittellos oder hat notgedrungen das Land verlassen. Ihre Farmen, einst Garanten für wirtschaftliche Kontinuität und Quellen der Ernährungsversorgung, liegen brach und sind total verwahrlost, die Felder sind vom Unkraut überwuchert, Obstbäume wurden zu Brennholz gemacht, das Vieh wurde geschlachtet oder ist wegen Vernachlässigung irgendwo im Busch verendet. Den Preis für dieses Desaster zahlen, wie es abzusehen war, die einfachen Menschen des Landes. Sie zahlen es freilich nicht mit den in Deutschland gedruckten wertlosen Banknoten, die nicht weniger Nullen aufweisen, als im Politbüro sitzen. Die Menschen in Simbabwe zahlen für die katastrophale kommunistische Wirtschaftspolitik mit ihrer Gesundheit und ihrem Leben.

Von den sich abspielenden Tragödien hat man in der »westlichen Wertegemeinschaft« keinen Schimmer. Man will mit ihnen auch nicht konfrontiert werden, denn dann könnte das naive Weltbild zerbrechen. Immerhin sind es gerade die Großkapitalisten und Imperialisten des Westens gewesen, die in den siebziger Jahren entscheidend dazu beitrugen, das politisch antikommunistische und wirtschaftlich stabile Land, in dem unter der kompetenten Regierung von Präsident Ian Smith ein hoher Lebensstandard für alle Bewohner ohne Rücksicht auf Kultur oder Volkszugehörigkeit geschaffen worden war, in den Abgrund zu stürzen. »Menschenrechte«, »Demokratie« und »Mehrheitsregierung« hatten sich die Gutmenschen schon damals auf die Fahnen geschrieben, um den Kommunisten ein blühendes Land übereignen zu können.

Mit der Lebensqualität ist es in Simbabwe seither nicht weit bestellt. Heute noch weniger als je zuvor. Elektrischer Strom ist, wie fast alles in Simbabwe - wir kommen darauf noch zurück -, zur Mangelware geworden, abgesehen davon, daß er ohnehin nicht mehr zu bezahlen ist. Kostete er vergangenen Monat noch 1,7 Millionen Dollar (Z$), mußte man vier Wochen später für die gleiche Menge 310 Millionen berappen. Elektrische Leitungen und Telephonkabel werden oftmals gestohlen, um sie als Altmetall zu verkaufen. Die Tierwelt ist so gut wie ausgerottet. Auch in den einst florierenden Naturparks und am Karibasee. Politische Oppositionelle vermodern im wahrsten Sinne des Wortes in den Gefängnissen. An Aids und Hunger zugrundegegangene Menschen können nicht mehr in Särgen beerdigt werden - es gibt kein Holz mehr -, sondern werden in ihren Lumpen einfach in der Erde verscharrt. Die Städte versinken im Unrat und Dreck. Defekte Abwasserrohre werden nicht mehr repariert, so daß Kot und Urin ungehindert in die Gewässer fließen und ins Grundwasser gelangen. Die Folgen dieser desolaten Verhältnisse bleiben nicht aus. Ende August ist in Harare, das als Salisbury zu den Perlen unter den Städten südlich des Äquators zählte, die Cholera ausgebrochen. Die hochgradig ansteckende Seuche breitet sich rasch aus und hat mittlerweile Hunderte von Menschenleben gefordert, was freilich nur den Anfang vom Ende bedeutet: 1,4 Millionen Menschen, so befürchtet die Weltgesundheitsbehörde (WHO), könnten Opfer der Seuche werden, die kürzlich nach Südafrika übergeschwappt ist.

Die meisten Bewohner in der ehemaligen Kornkammer des südlichen Afrikas essen tagelang nichts mehr. Nicht, daß sie keinen Hunger hätten. Es gibt schlicht keine Nahrung mehr. Die Geschäfte stehen längst leer. Entweder wurden sie ihrer Vorräte geplündert oder haben seit Wochen keinen Nachschub mehr erhalten, was nur konsequent ist, denn die lebensmittelherstellende- und verarbeitende Industrie des Landes ist, wie alle anderen Produktionsbetriebe, mittlerweile zusammengebrochen. Daß nicht schon Hunderttausende verhungert sind, liegt allein daran, daß Südafrika täglich 70.000 Tonnen Mais ins Land schafft. Und auch das ist viel zu wenig, um die etwa 6,7 Millionen Einwohner zu ernähren. Abgesehen davon, daß die Tage dieser Notlösung ohnehin gezählt sind, da Südafrika in vielerlei Hinsicht selbst vor dem Zusammenbruch steht.

Insekten und Ungeziefer gibt es in Simbabwe freilich in rauhen Mengen. Die nicht unbedingt allerseits beliebten Krabbeltiere werden dort allerdings mit anderen Augen gesehen: als Nahrungszweig, der obendrein auch noch stetig wächst. Tatsächlich stellen für viele Hungernde Würmer, Termiten und Grillen die einzige »Nahrung« dar. Ein Glückpilz derjenige, der ein Vogelnest mit frisch geschlüpften Küken findet. Unter der weißen Regierung Smith war Rhodesien noch Hauptexporteur für Mais, Tee und Tabak gewesen.

Simbabwe ist nur ein weiteres Kapitel in der Katastrophengeschichte kommunistischer Wirtschaftspolitik, die dort auch noch mit kurzsichtigem Rassismus gepaart geht. Das zugrunde gerichtete Land ist zu nicht zuletzt aber auch ein Beispiel dafür, wie kapitalistische Gutmenschen (in ihrer weltanschaulichen Verblendung, Anm.HSA) die gewachsenen Strukturen eines Landes zerstören. Der eigentliche Freiheitskampf steht Simbabwe noch bevor.

Claus Nordbruch
 

Impressum